Am Freitag war ich natürlich beim Eurobutcher um für Sonntag einzukaufen. Ansonsten habe ich mit Uwe mal den Jugendraum ein bisschen aufgeräumt und am Gemeindebrief weitergearbeitet. So wie es aussieht machen mein Tippspiel wahrscheinlich rein. Abends habe ich mit Elli noch kurzfristig ausgemacht, dass wir am Samstag mit Merlin, Ruben und Annika die Soweto-Fahrradtour mitmachen.
Da hatten wir allerdings mal wieder Firmvorbereitung. Eigentlich hätten Conny, Hanna, Petra Schindler und ich uns um acht treffen sollen, die kamen aber alle erst um halb neun. Genau zu der Zeit hätte ich auch schon nach Auckland Park (Elli & Co.) unterwegs sein sollen, die Tour ging nämlich um 10 los. Für Conny, Hanna und Petra war es zum Glück kein Problem und ich konnte gleich gehen. Ruben (den ich bei der Gelegenheit auch mal kennen gelernt habe) hatte in der Zwischenzeit Annika (die arbeitet mit Ruben und ist nur ein paar Tage hier) abgeholt und wir sind mit seinem Auto direkt weiter nach Soweto, genauer gesagt Orlando West, gefahren. Dort musste man sich bei einem Backpacker für R350 anmelden und hat dann auch gleich ein Fahrrad bekommen. Wir haben die vierstündige Tour mitgemacht. In einer Gruppe von etwa 20 Leuten ging es los. Wir waren eine bunt gemischte Truppe: Außer uns war noch ein Bayer, ein paar Holländer und Franzosen, zwei Briten und mehrere Einheimische dabei, zum Teil auch direkt aus Soweto. Mindestens 3 von der Organisation waren aber auch dabei. Gleich am Anfang konnte man schön das Orlando Stadium - wo zwar keine WM-Spiele ausgetragen werden, dafür aber das große Eröffnungskonzert am 10. Juni stattfindet – und die Orlando Towers sehen. Zuerst sind wir durch ärmere Gegenden in Meadowlands gefahren und haben immer wieder gehalten. Einmal, um das lokale Maisbier und einen dickflüssigen ‘Energydrink’ (mehr oder weniger flüssiges Pap) zu trinken. Das Bier hatten wir zwar auch schon im Biermuseum probiert, das hier war aber besser. Die vom Backpacker haben dazu ein bisschen getanzt. Später gab es Kuhkopf (anscheinend Backe) und Pap zu essen. Einmal hielten wir, um eine ehemalige Minenarbeiter-Baracke zu besichtigen, in der früher 16 Leute pro Zimmer untergebracht waren. Heute teilen sich das Haus mehrere Familien. Badezimmer werden dabei vom ganzen Block gemeinsam benutzt. Ständig wurden wir von Kindern umringt, die uns abklatschen oder Fotos machen wollten. Langsam kamen wir dann in die reicheren Gegenden, in denen die meisten Häuser Mauern haben, die Straßen asphaltiert sind und es zum Teil auch Millionärsvillen gibt. Schließlich kamen wir beim Hector-Pieterson-Mahnmal an, das an den Schüleraufstand und den Tod des 13-jährigen Hector Pieterson 1976 erinnert. Heute gibt es dort auch ein Museum. Direkt gegenüber war ein kleines Restaurant, in dem uns ein typischer Soweto-Burger (auch als Kota bekannt) serviert wurde. Das ist Weißbrot mit Käse, Wurst, Spiegelei, Pommes, Salat, Zwiebeln und Tomaten und stopft ziemlich. Unsere letzte Station war die Vilakazi Street, die einzige Straße der Welt, in der zwei spätere Nobelpreisträger wohnten. Hier ist natürlich das Mandela House und nur 100m weiter das Haus von Erzbischof Desmond Tutu, die wir aber nur von außen betrachteten. Anschließend ging es wieder zurück zum Backpacker, wo die Tour um halb 3 zu Ende war. Natürlich konnten wir nur einen kleinen Teil Sowetos erkunden, das sich mit seinen grob 4 Millionen Einwohnern immerhin auf 150km² erstreckt.
Wir haben uns wieder zu fünft in Rubens Auto gequetscht und sind direkt weiter zum Ellis Park gefahren, wo um 3 ein Rugbyspiel der Lions gegen die Blues anfing; das letzte Heimspiel der Super14-Saison. Mit 10 Minuten Verspätung kamen wir an. Merlin hatte fälschlicherweise angenommen, dass die Lions gegen die Bulls aus Pretoria spielen, was ein interessantes Derby gewesen wäre. So war das Stadion nur sehr spärlich gefüllt und wir haben Schülertickets für R20 (2€) direkt hinter den Poles bekommen. Weil das Stadion so leer war konnten wir uns unsere Plätze aussuchen und ich bin mit Elli und Merlin in der zweiten Halbzeit in die erste Reihe, in der Hoffnung, einen Ball zu fangen, oder wenigstens ein Try aus der Nähe zu sehen. Die Lions waren allerdings so schlecht, dass sich alles auf der anderen Seite abspielte und wir fast nichts zu sehen bekamen. Am Ende stand es 14:56, Spaß gemacht hat es aber trotzdem. Die Lions sind jetzt mit 12 Niederlagen aus 12 Spielen auf dem letzen Platz und haben 12 Punkte Abstand auf den vorletzten. Damit sind sie sogar das schlechteste Super14-Team aller Zeiten^^.
Der Tag war allerdings noch nicht vorbei: Nachdem wir uns in Auckland Park ein bisschen ausgeruht hatten, sind wir mit Ivana nach Emmerentia (nördlich von Melville und Auckland Park) in das Argentinische Haus gefahren. Das ist im Gegensatz zum Goethe-Institut nur eine kleine Halle, ist aber trotzdem ganz nett. Es waren vielleicht so 30 Leute da. Zuerst gab es ein bisschen was zu essen und zu trinken (leider nicht kostenlos:-) und anschließend wurde der aktuelle Oscargewinner des ‘besten ausländischen Films’ gezeigt. Das ist ein argentinischer Film mit Namen ‘El secreto de sus ojos’ (also etwa ‘Das Geheimnis ihrer Augen’), den wir auf spanisch mit englischen Untertiteln angeschaut haben.
Um 11 war ich dann nach einem langen Tag zu Hause und konnte richtig gut schlafen. Trotz leichtem Sonnenbrand im Gesicht, wir hatten heute nämlich Glück mit dem Wetter: strahlender Sonnenschein bei 20°C.
Hier sind natürlich noch jede Menge Bilder:
Zuerst die aus Soweto…
… und dann die vom Ellis Park.
Ich habe direkt bei den Bildern noch Kommentare hinzugefügt, ich hoffe das funktioniert.
robindahood - 9. Mai, 16:04